01.08.2003 AUF EINEN BLICK POLIZEI VERMUTET VORSATZ / AREAL UND BENACHBARTE BADEWIESEN WURDEN GESPERRT

Giftanschlag auf Bäume am Groß-Glienicker See

GROSS GLIENICKE Unbekannte haben am Ufer des Groß-Glienicker Sees etwa 20 Bäume mit einer übel riechenden Substanz bespritzt. Inzwischen hat sich der Verdacht erhärtet, dass es sich dabei um einen "giftigen Cocktail aus Unkrautvernichtungsmitteln" handeln könnte. Die Polizei sperrte das betroffene Areal am Seeufer in Höhe der Bergstraße bis zur Badewiese vorsorglich ab, war gestern von Frank Kullmann von der Kripo Potsdam zu erfahren. Sie war bereits am Dienstag von einem Bürger über den Gestank am See informiert worden. Boden- und Wasserproben sind inzwischen genommen. Eine erste Wasserprobe sei negativ gewesen. Allerdings entnahm das Umweltamt gestern nochmals eine Probe aus dem See, deren Ergebnis bis Dienstag vorliegen soll. Mindestens bis dahin gilt in diesem Bereich auch Badeverbot. Sollte es indes regnen, könnte das zum Problem werden, sagte Kullmann, würde doch dann die Substanz möglicherweise erst in den See geschwemmt. Es soll sich um einen Stoff handeln, der sich nicht bindet, der also durch das Wasser nicht verdünnt wird, vermuten Chemiker des Landesumweltamtes.

Die Absperrung des Gebietes sei eine Präventionsmaßnahme - das bedeute nicht, dass Gefahr für Leib und Leben bestehe, beruhigte Kullmann. Der Stoff verdunste und rieche dabei sehr stark. Von der Überschreitung eines Grenzwertes sei aber nicht auszugehen. Nach dem ersten Einsatz vor Ort hatten indes ein Polizeibeamter und ein Feuerwehrmann über Kopfschmerzen und leichte Übelkeit geklagt. Nach einem Arztbesuch sollen sie aber wieder einsatzbereit sein.

Unterdessen hat die Kripo "von Amts wegen Anzeige aufgenommen", hieß es. Die kriminaltechnischen Untersuchungen laufen auf Hochtouren, so der Kriminalobermeister, der gestern vor Ort ermittelte. Festgestellt wurden dabei auch "zielgerichtete Beschädigungen", die diesen Bäumen schon vor einiger Zeit zugefügt worden waren. Einige der betroffenen Bäume hatte man bereits angesägt und angebohrt. Auch die Rinde der Bäume war mutwillig beschädigt worden. Die Polizei ging gestern deshalb davon aus, dass der Anschlag auf die Bäume "nicht wahllos geschah". Irgendjemand habe ein Interesse daran, dass die Bäume sterben. An Spekulationen, hier wolle sich jemand eine Sichtachse frei räumen, mochte sich Kullmann allerdings nicht beteiligen. "Wir ermitteln in alle Richtungen." Im Moment gebe es keinen Anhaltspunkt, wer es gewesen sein könnte.

Ein Problem wird die Entsorgung des Bodens sein, in den die Substanz abgeflossen ist. Weil die Bäume hochliegende Wurzeln haben, kann der Boden nicht einfach abgetragen werden. Die Sperrung des Areals und der Badewiese wird mindestens bis Dienstag andauern, so Alexander Engel vom Ordnungsamt. Und: "Die betroffenen Bäume müssen wohl gefällt werden." jst